WIR LEGEN AB
das Gewand des Klerikalismus

Die Aktion ist nicht abgeschlossen. Wir nehmen weiterhin Berichte und Fotos von Ablegeaktionen entgegen – egal wie der Klerikalismus abgelegt wird.
Hilfsmaterial und Erklärungen sind am Schluss dieser Seite zu finden.

Katharina Jost, Andreas Graf und Daniel Ammann, Seelsorgeteam Pastoralraum Hürntal

„Sehr stimmig fand ich dann das Bild um den Altar, wo alle Erwachsenen (Sakristan, Lektorin, Seelsorger) «zivil» waren und die Minis in ihren weissen Gewändern. Die Würde der Kinder und der besondere Schutz, der ihnen zukommen soll, kam so gut zum Ausdruck. Neben der Garderobe mit den abgelegten Gewändern steht eine Klagemauer. Für uns ist offen, wie lange wir das Gewand nicht mehr anziehen. Wir werden dazu Gespräche führen mit den Leuten in der Pfarrei.“

Marco Baumgartner, Seelsorger & Pfarreileiter Dallenwil

„Wortgottesfeier am Donnerstagmorgen in einer Kapelle: Ich habe nach der Einführung zur Wortgottesfeier das Gewand abgelegt. Zuerst grosse Augen, etwas Irritation, aber bei erklärenden Worten Nicken und von mir interpretierte Zustimmung.“

Adrian Wicki, Pastoralraumleiter Region Werthenstein

„Ich bin an Allerheiligen ohne Albe eingezogen. Zu Beginn habe ich die Oberminis den Inzens mit Weihrauch machen lassen. Dann habe ich begrüsst und die Situation, die sicher zu Beginn für ein gewisse Irritation gesorgt hat, aufgelöst. Zum Lied «Meine Hoffnung und meine Freude» habe ich dann meine Albe angezogen und von da weg den Gottesdienst «normal» weitergefeiert. Mir ging es um die symbolische Bedeutung des weissen Gewandes als Taufkleid und dass uns das Taufkleid eigentlich alle zu gleichwürdigen Menschen macht. Ganz im Sinne von Gal 3,27-28… «Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.». Ich habe einige sehr positive Rückmeldungen zu diesem Einstieg bekommen, v.a. dass die Oberminis das Weihräuchern übernommen haben.

Team Pfarrei St. Paul Luzern

„Alle liturgisch Tätigen sitzen zu Beginn im Volk gesessen und gingen erst ab der Lesung in den Altarraum: die Gewänder hingen bereits im Altarraum. Alle (Priester, Pfarreiseelsorger und Minis)haben die liturgischen Gewänder erst nach der Predigt, nach den Worten *Wundern Sie sich also nicht, wenn wir plötzlich wieder mal „mitten unter ihnen“ sitzen…* an.“


Du willst auch ablegen?

Die Missbrauchsstudie hat auf schmerzliche Weise ins Rampenlicht gerückt, was schon lange auf dem Tisch ist: Der Klerikalismus, das kirchliche Zweikastensystem von hochwürdigen und weniger würdigen Menschen, hat verheerende Wirkungen. Um ein klares Zeichen gegen dieses entwürdigende System zu setzen, ruft die Allianz Gleichwürdig Katholisch Seelsorger:innen auf, das liturgische Gewand im Rahmen eines Gottesdienstes abzulegen.

Die Allianz Gleichwürdig Katholisch stellt ein Muster für eine Erklärung zur Aktion zur Verfügung, übernimmt die übergeordnete Medienarbeit, vernetzt die Mitmachenden und bietet Unterstützung und Begleitung. Fotos der Aktion werden auf gleichwuerdig.ch veröffentlicht.

Wie läuft die Aktion ab?

Die abgelegten Gewänder bleiben sichtbar im Kirchenraum (z.B. an einem Garderobenständer) hängen, zusammen mit einer Erklärung, die unterzeichnet ist von allen mitmachenden Seelsorger:innen.

Dieser symbolische Akt will die Gespräche und das Ringen um eine gleichwürdige Kirche und Liturgie in den Pfarreien fördern. Die Modalitäten der Aktion – Zeitpunkt, Dauer, begleitende Erklärung, weitere Aktionen – bestimmen die mitmachenden Pfarreien selber.

Was mitmachende Seelsorger:innen / Pfarreien vor Ort tun
  • Im Team und in den Gremien entscheiden: wer mitmacht, in welcher Form, wann, wie lange… (Unterschiede zulassen!)
  • Mitmachen der Allianz Gleichwürdig Katholisch (AGK) im Vorfeld melden
  • Modalitäten klären: Wird die Erklärung der AGK übernommen oder eine eigene verfasst? Was ist mit den Ministrant:innen; gibt es Anlässe, wo das Gewand trotzdem getragen wird; wird die Art des Einzugs geändert…
  • Mitmachende Seelsorger:innen unterzeichnen die Erklärung
  • Foto des «Ablegens» an die AGK senden
  • Garderobe mit Gewändern und Erklärung im Kirchenraum stehen lassen
  • Lokale Medienarbeit und Informieren in der Pfarrei
  • Gespräche am Ort über gleichwürdiges Kirche-Sein führen
  • Konflikte, die aus der Aktion entstehen, bearbeiten, allenfalls mit Unterstützung von aussen
  • Bei Bedarf Unterstützung der AGK in Anspruch nehmen

Anmerkungen zur Aktion

Aufgrund von Rückmeldungen zur Aktion «Wir legen ab – das Gewand des Klerikalismus» ist es der Steuergruppe der Allianz Gleichwürdig Katholisch (AGK) wichtig, folgende zusätzlichen und weiterführenden Anmerkungen und Hinweise zu machen:
Der Fokus der Aktion liegt nicht auf dem Ablegen des Gewands, sondern auf dem Ablegen des Klerikalismus. Das Ziel ist gleichwürdiges Kirche-Sein, das sich auch in der Liturgie zeigt.

Andere Zeichen und Ausdrucksformen, die das Ablegen des Klerikalismus zeigen, sind sehr willkommen.

Zum Beispiel:

  • Alle Mitfeierenden tragen einen weissen Schal, als Zeichen der Taufwürde aller.
  • Ein Priestergewand wird in der Mitte der Feiernden aufgehängt oder hingelegt als Zeichen für die Priesterwürde aller.
  • Die kleinste Ministrantin sitzt auf dem Priesterstuhl.
  • Die liturgischen Gewänder werden am Anfang der Liturgie nicht getragen und dann mit erklärenden Worten wieder angezogen.
  • Der Einzug wird überdacht und anders gemacht (z.B. Beim Einzug, bei dem alle aufstehen, ziehen allein die Ministrant*innen ein oder Bei GoDis ohne Ministrant*innen sitzen die Liturg*innen in der 1. Reihe (mit oder ohne Gewand) und beginnen ohne Einzug nach dem Eingangsspiel mit der Begrüssung)
Die Aktion steht nicht nur im Zusammenhang mit den Missbräuchen und dem drängenden Kultur- und Strukturwandel, sondern auch mit dem Projekt der AGK «Gleichwürdigkeit auch in der Liturgie».
Die Aktion will die Gespräche am Ort über gleichwürdiges Kirche-Sein und dessen Ausdrucksformen anregen.
  • Fühlen sich die Pfarreiangehörigen, die Mitfeiernden in der Liturgie gleichwürdig?
  • Was stärkt die Gleichwürdigkeit und was schwächt sie?
  • Wie empfinden die Mitfeiernden die liturgischen Gewänder?
  • Bei Kasualien die Menschen fragen, ob ihnen das liturgische Gewand wichtig ist oder nicht.
Keinesfalls soll mit dem Ablegen oder Nicht-Ablegen des Gewandes eine neue Spaltung geschaffen und eingeteilt werden in mehr Reformorientierte oder weniger Reformorientierte.

Im Gegenteil: die Aktion will eine gegenseitige Unterstützung sein beim Ablegen des Klerikalismus im Bewusstsein, dass es dabei verschiedene Wege und Ausdrucksformen und verschiedene biografische Standorte gibt.
Noch dieses Jahr wird die AGK zu einem offenen Austausch per Zoom einladen unter dem Arbeitstitel: «Schritte aus dem Klerikalismus hin zur Gleichwürdigkeit».

Damit eine Botschaft wirkt, muss sie knackig, kurz, verständlich und auch etwas plakativ sein.

Darum bleibt der Aufruf «Wir legen ab – das Gewand des Klerikalismus». In der begleitenden Kommunikation wird die AGK selbstverständlich alle wichtigen Differenzierungen aufnehmen.

Damit eine Vision Wirklichkeit wird, braucht es viele.

Die Steuergruppe der AGK bittet darum,

  • den Aufruf zur Aktion zu verbreiten.
  • dass Mitmachende der Aktion – auch in anderen Gestaltungsformen – sich bei der AGK melden, Fotos der Aktion senden und gemachte Erfahrungen teilen.

Machst du mit?

Textvorschlag für die Erklärung zur Aktion

Wir legen ab
das Gewand des Klerikalismus
und die damit verbundenen Denkmuster von
oben und unten
würdig und unwürdig
heilig und unheilig.

Wir wollen Gleichwürdigkeit zeigen und leben.

Wir sind da, hören zu, tragen Verantwortung,
teilen Wort, Brot und Segen.

déclaration de l’action en français

Nous nous débarrassons
des robes du cléricalisme
et des modèles de pensée qui y sont liés,
du haut et du bas
dignes et indignes
sacrés et profanes.

Nous voulons montrer et vivre la dignité en égalité.

Nous sommes là, nous écoutons, nous assumons nos responsabilités,
partageons la parole, le pain et la bénédiction.