08.05.2025
Habemus Papam – und jetzt?
Die Allianz Gleichwürdig Katholisch formuliert Wünsche an den neuen Papst: Synodalität, starke Ortskirchen, weniger Klerikalismus und mehr geteilte Macht.
Während diese Wünsche wichtig und richtig sind, darf die Katholische Kirche Schweiz nicht darauf warten, dass sie umgesetzt werden. Statt in einer Warteposition zu verharren, erwartet die Allianz Gleichwürdig Katholisch, dass die Kirche Schweiz einfach tut, was längst ansteht.
Eine gleichwürdige Kirche für Alle – Wünsche an Papst Leo XIV
«Lieber Papst Leo XIV
Wir wünschen Dir in deinem neuen Amt segensreiche Begegnungen, ein offenes Ohr, die Bereitschaft, mit Allen zu reden und Tatendrang, die Probleme anzupacken, die es anzupacken gilt.
Als Katholik:innen, die sich in verschiedensten Funktionen und auf unterschiedlichen Ebenen für eine gleichwürdige Katholische Kirche einsetzen und die wissen, dass Kirche anders sein kann und werden muss, wünschen wir uns auch ein paar Dinge von Dir, der Kurie, den Bischöfen und Kardinälen:
- Mit dem weltweiten synodalen Prozess hat die Weltkirche den Lernprozess der Synodalität begonnen. Zum ersten Mal haben Kleriker, Frauen und nicht geweihte Männer auf Augenhöhe diskutiert über Themen, die von der Basis eingebracht worden sind. Heute stecken wir immer noch mittendrin in diesem Lernprozess. Zum einen soll die Synodalität, als Haltung und als Methode, auf allen Ebenen etabliert werden. Zum anderen sind daraus resultierende Entscheide und Veränderungen im Kirchenrecht dringend notwendig, damit die Katholische Kirche eine glaubwürdige Kirche für Alle sein kann. Wir wünschen uns von dir, dass du die Synodalität förderst und die Umsetzungsphase des synodalen Prozesses rasch in Angriff nimmst.
- Die Ortskirchen weisen unterschiedliche Ausgangslagen, Kulturen und eine Vielfalt, wie sie Kirchesein entwickeln, auf. Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, müssen die Ortskirchen die Möglichkeit haben, Lösungen zu finden und umzusetzen, die glaubwürdig ihren regionalen und kulturellen Bedürfnissen gerecht werden. Wir wünschen uns, dass die Ortskirchen und die Bischöfe mehr Freiraum und Eigenständigkeit bekommen.
- Wir wünschen uns von dir, dass du Menschen, die von der Kirche verletzt wurden, ernst nimmst und ihre Bedürfnisse, über die der Institution stellst. Dafür müssen alle Missbrauch und Gewalt begünstigenden Faktoren, wie kirchliche Mentalitäten und Strukturen, sowie theologische Inhalte und deren Wirkungsgeschichte untersucht und der Dialog mit Betroffenen konsequent gesucht werden.
- Die katholische Kirche braucht einen Mentalitätswechsel: Sie muss weg vom Handeln nach Kirchenraison und stattdessen hin zu einer Kultur, in der alle Menschen gleichwürdig sind. (Co-)Klerikalismus und toxische Machtdynamiken stehen einer Kirche im Weg, die allen Menschen die gleiche Würde und die gleichen Rechte zuspricht. Wir wünschen uns einen echten Wandel.»
Nicht in Warteposition verharren – Erwartungen an die Katholische Kirche Schweiz
Papst Leo XIV hat sein Amt soeben angetreten; wie seine Vorgänger wird er seine Schwerpunkte und Akzente setzen. In der Zwischenzeit darf die Kirche Schweiz nicht abwarten.
Die neu eingerichtete Synodalitätskommission hat Anfang Jahr zum ersten Mal getagt und startete damit die synodale Erprobungsphase in der Schweiz. Sie ist eine Chance, synodal und partizipativ, lokale Fragen, Themen und Probleme aufzugreifen und Lösungen zu finden. Die Allianz Gleichwürdig Katholisch erwartet, dass sie das in einer transparenten Art und Weise tut – und jetzt mit der Arbeit beginnt.
Kirchlich Angestellte sind in arbeitsrechtlich relevanten Zusammenhängen weiterhin Diskriminierung und Abwertung ausgesetzt. Das partnerschaftliche (Zusammen-)Leben darf nicht mehr anstellungs- und kündigungsrelevant sein. An vielen Orten werden bewusst und mit Sorgfalt kirchliche Vorschriften übergangen, weil der Seelsorge der Vorrang vor dem Kirchenrecht gegeben wird. Das dürfen keine versteckten Ausnahmen mehr sein. Die Allianz Gleichwürdig Katholisch hofft auf eine neue Haltung und Praxis, die den kirchlichen Mitarbeitenden gerecht wird.
Kirchgemeinden und Pfarreien suchen und finden pragmatische Lösungen um das Gemeindeleben und die Seelsorgeangebote partizipativ, gleichwürdig und nicht klerikal zu gestalten: Gottesdienste, die Gott nicht nur als männlich darstellen; Pfarreien, wo Frauen taufen, wo gleichgeschlechtliche Paare gesegnet werden, wo Entscheide gemeinsam gefällt werden. Die Allianz Gleichwürdig Katholisch wünscht sich mehr solche Orte und vernetzt Seelsorger:innen und Pfarreien, die einfach tun.
Allianz Gleichwürdig Katholisch
Die Allianz Gleichwürdig Katholisch (AGK) ist eine wachsende, gesamtschweizerische, reformkatholische Organisation und versteht sich als offene Projektgemeinschaft. Der Projektgemeinschaft zugehörig sind Personen und Organisationen, welche die Anliegen der AGK teilen und unterstützen: Einzelpersonen und Personen, die verschiedene Organisationen, Initiativen, Verbände, Pfarreien, Kirchgemeinden und Landeskirchen vertreten. Darunter der SKF (Schweizerischer Katholischer Frauenbund), die Jubla (Jungwacht Blauring Schweiz), die KAB Schweiz, der VKP (Verband Katholischer Pfadi), die Juniainitiave, die Landeskirche Thurgau, die Zöfra, und die IG-M!kU.
Kontakte
- Mentari Baumann, Geschäftsführerin Allianz Gleichwürdig Katholisch, mentari.baumann@gleichwuerdig.ch, +41 (0)41 226 02 17
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